Die Entwaffnung der TO

Bereits im Januar 1990 verlangte der Oberbefehlshaber der Territorialverteidigung (TO) General-Oberstleutnant  Ivan Hočevar von seinen unterstellten Stäben, sie sollen die Zahl und Art der Waffen in den Kasernen der Jugoslawischen Volksarmee (JLA) ermitteln.

Diese Angaben benötigte der Republikstab für die Territorialverteidigung (TO) der Republik Slowenien, weil er wissen wollte, wie viele und welche Waffen sich in den Gemeinde-, Regional- und Schutzbrigaden der TO befinden. Auf Grundlage dieser Angaben wurde am 15. Mai 1990 der Befehl gegeben diese Waffen sofort an die JLA zu übergeben. Diese Anordnung erfolgte unter höchster Geheimhaltung. Über diesen Befehl wurde niemand aus der Führung der (slowenischen) Republik informiert. Dies bedeutete die Entwaffnung der Territorialverteidigung der Republik Sloweniens. Die Durchführung der Entwaffnung, deren Vorbereitungen bereits einige Monate lief, wurde auf das Ende des jugoslawischen Ratsvorsitzes Janez Drnovšeks gelegt und auf den Regierungswechsel in Slowenien.

Die slowenische Öffentlichkeit reagierte heftig auf den Abzug der Waffen. General Ivan Hočevar, der gemäß Bundesgesetz über die Waffenverlegung den Republikpräsidenten hätte informieren müssen, erklärte auf Verlangen des slowenischen Präsidenten Milan Kučan wenig überzeugend, dass es sich nur um eine Sicherheitsmaßnahme handele. Das Präsidium der Republik Slowenien versandte am 19. Mai nachmittags ein Telegramm an die Gemeinden und stellte damit die Waffenübergabe ein. Zum Zeitpunkt des Widerrufes waren bereits 70% der Waffen in Händen der JLA. In einer sehr schlimmen Lage waren die Stabsbeschäftigten der TO, denn die meisten wussten, dass die Waffenübergabe den slowenischen Interessen zu wider lief.

Im Sommer 1990 liefen intensive geheimdienstliche Tätigkeiten. Rade Klisarič, Mitarbeiter der Geheimdienstabwehr Jugoslawiens (KOS) und beschäftigt bei der Territorialverteidigung, führte die Datensammlung über die JLA. Es wurde eine 24 Stunden Überwachung der wichtigsten Objekte der JLA veranlasst, um Truppenverlegungen und die Ausbildungseinheiten zu beobachten sowie den TO Generalstab, der weiterhin dem Generaloberstleutnant Hočevar unterstellt war. Rechtzeitige Informationen trugen wesentlich dazu bei dem Sekretariat für Volksverteidigung der Republik Sloweniens sowie dem slowenischen Innenministerium die richtigen Entscheidungen zu ermöglichen. Die gesammelten Geheimdienstinformationen erlaubten es die Möglichkeiten der JLA einzuschätzen. Diese Feststellungen waren eine gute Grundlage für die spätere Direktive zum Einsatz des Nationalschutzes (MSNZ).

In Pristava nad Stično fand am 7. September 1990 eine Sitzung statt, die entscheidend für die weitere Arbeit des Nationalschutzes (MSNZ) war. Auf dieser Sitzung, an der Janez Janša, Igor Bavčar, Tone Krkovič, Vinko Beznik und Jože Kolenc teilnahmen, wurde die aktuelle Lage analysiert sowie die bisherigen Maßnahmen der MSNZ und weitere Maßnahmen entschieden. Tone Krkovič schlug einen Kampfplan vor und das Organigramm der MSNZ. In diesen Planungen erschien die JLA erstmals als möglicher Angreifer bzw. als Gefahr für die slowenische Unabhängigkeit. Auf Regionalebene wurden später Dokumente vorbereitet, die angepasst an die einzelnen MSNZ Regionaleinheiten waren. Viele dieser Dokumente kamen im späteren Krieg auch zur Anwendung.

Auf Republikebene wurde das MSNZ von Janez Janša und Igor Bavčar geführt. Die Abstimmungen und die operative Leitung hatte Tone Krkovič. Vinko Beznik sowie Jože Kolenc stimmten die Aktivitäten zwischen dem MSNZ und den Milizen bzw. den Regionalspezialeinheiten ab. Igor Bavčar ernannte die Vorsteher der 13 MSNZ Regionaleinheiten und die Regionalvorsteher ernannten die Gemeindestabsvorsteher der MSNZ aller 62 Gemeinden. Die Regionalvorsteher des MSNZ Stabes waren Miha Butara für Ljubljano Stadt, Janez Slapar für die Oberkrain, Rade Klisarič für die Unterkrain, Elo Rijavec für den Kreis Ljubljana, Marjan Fekonja für die slowenische Region Oststeiermark, Štefan Šemrov für die slowenische Region Weststeiermark, Polde Čuček für die Region Südprimorje, Drago Vidrih für die Region Nordprimorje, Ivan Smodiš für das Übermurgebiet, Jože Ranzinger für Zasavje, Ernest Breznikar für Posavje, Mladen Mrmolja für slowenisch Kärnten und Vojko Štembergar für die Innerkrain. Die Einheitenformation der MSNZ waren angepasst an die verfügbaren Waffen und Ausstattung.

Am 28. September 1990 ernannte das Republikpräsidium den Reservemajor Janez Slapar zum neuen kommissarischen Vorsteher des Republikstabes der Territorialverteidigung Sloweniens. Das Echo in der Militärführung Jugoslawiens war heftig

Der jugoslawische Bundessekretär für Volksverteidigung sagte, dass Slowenien eigene Kampfeinheiten aufstellt. Als Antwort fragte der Republiksekretär für Verteidigung Janez Janša die Militärspitze, wo sie waren, als Serbien die Verfassung änderte, was sich in diesen Dingen deutlich radikaler auswirkte. Das Präsidium Jugoslawiens (SFRJ) beschloss am 2. Oktober, dass die Kommandantur der 5. Armee in Zagreb das Kommando über die slowenische TO übernehmen wird. Janez Slapar sagte damals: „Je früher die JLA den neuen slowenischen TO Stab anerkennt, desto leichter können die Verwicklungen gelöst werden.“ Aus dem spontanen Widerstand gegen den rechtswidrigen Abzug der Waffen entstand eine der bestorganisierten und konspirativsten Aktionen der jüngeren Geschichte Sloweniens – das MSNZ (Manöveraufbau des Nationalschutzes).

Quelle: Zveza veteranov vojne za Slovenijo (ZVVS)

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